2. FASTENSONNTAG

24. 02. 2013

Phil 3,17-4,1 und Lk 9,28b-34

Gedanken zu den Lesungen:

„Unsere Heimat ist im Himmel.“ – Ein ungewöhnlicher Satz, oft falsch verstanden. Es kann doch nicht sein, dass wir uns jetzt, vorläufig, in einem „Tal der Tränen“ befinden und nur hoffen können auf ein Jenseits, den Himmel! Als ob das Leben hier nur traurige Nichtigkeit wäre und das eigentliche Leben erst nach dem Tod käme. Das wäre Weltflucht, der Himmel als „Opium des Volkes“, wie Karl Marx es formuliert hat. Um in dieser traurigen Welt überleben zu können, brauchen wir ein Betäubungsmittel, eine Religion, einen Glauben an ein Jenseits, wo alles besser sein wird. Das wäre kein Trost, sondern Vertröstung! Und das hat Paulus sicher nicht gemeint!

„Unsere Heimat ist im Himmel.“ „Heimat“ ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Wo ist meine Heimat, mein Zuhause? Dort, wo ich mich wohl, angenommen, geliebt, geborgen fühle. Wie ein Jugendlicher es formuliert hat: „Mein Zuhause ist dort, wo ich auch dann noch angenommen werde, wenn ich Mist gebaut habe.“ Im Grund genommen ist Heimat eine Beziehungssache und nicht ein bestimmter Ort.

Genauso ist es mit dem Himmel. Der Himmel ist kein Ort dort oben. Ein sudanesisches Sprichwort bringt es auf seine Weise auf den Punkt: „Überall, wo der Himmel ist, ist Gott; denn der Himmel ist Gott.“ Wir wissen heute: Gott ist nicht einfach oben. Gott ist auch nicht einfach – örtlich gesprochen – im Himmel. Gott lässt sich nicht in menschliche Kategorien wie oben und unten einordnen. Überall, wo wir in Beziehung mit Gott leben, ist Himmel. Der Himmel beginnt hier auf Erden und nicht nach dem Tod. Sagen wir nicht, wenn wir eine ganz schöne, tief ergreifende Erfahrung machen: „Das ist der Himmel auf Erden.“?

„Unsere Heimat ist im Himmel.“ Unsere letzte Geborgenheit finden wir in Gott. Von ihm fühle ich mich angenommen, geliebt, geborgen. Und das gibt mir Freiheit, es relativiert das, was unter irdischen Bedingungen so oft als unausweichlich, alternativlos dasteht. Was kann mich schon treffen, wenn meine eigentliche Heimat der Himmel (Gott) ist? Selbst, wenn alles um mich herum zerfällt – diese himmlische Heimat nimmt mir niemand. „Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Ist das nicht in einem guten Sinn „tröstlich“, ohne in einem problematischen Sinne zu vertrösten? Das tiefste Glück des Menschen macht seine Gottbezogenheit aus. Diese Beziehung verwandelt uns zutiefst.

Einen Vorgeschmack dieser Verwandlung bekommen die drei Freunde von Jesus: Petrus, Johannes und Jakobus. Sie machen eine tiefe Gotteserfahrung in und durch Jesus. Mit Bildern wird versucht, diese Erfahrung zu beschreiben, ihre „Heimaterfahrung“: Lasst uns drei Hütten bauen! Hier ist es gut, hier fühlen wir uns wohl, glücklich, geborgen. Mit der Verklärung Jesu erleben sie das Hereinbrechen der göttlichen Wirklichkeit in unsere Welt. Mit Jesus kommt der Himmel, das Reich Gottes auf die Erde. Jesus – der Mensch, in dem Gott erscheint, aufstrahlt, uns anspricht... Auch Mose und Elija sind dabei: jene beiden großen Männer des Alten Testaments, die Gott auf einem Berg begegnet sind und nun mit Jesus reden. Und genauso wie bei der Taufe Jesu, sagt Gott: „Das ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören.“

Für die drei Freunde von Jesus war es eine himmlische Erfahrung, die sie zutiefst mit Glück erfüllte. Aber es war nur ein Vorgeschmack: Sie mussten wieder den Berg hinunter, in das alltägliche Leben. Glücksmomente sind nie ein Dauerzustand. Gefühle der Verbundenheit mit Gott sind nie dauerhaft. Sie entstehen blitzartig und verschwinden dann wieder. Aber sie verwandeln uns, lassen uns wieder eine Zeit anders und intensiver leben. Sie machen uns wieder bewusst: Unsere Heimat ist im Himmel.

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